Das Handelsblatt veröffentlichte am 27. Oktober einen sehr interessanten Bericht zum Thema Gold und Goldankauf. Die Schlagzeilen dieser Tage machen vielen Menschen große Angst. Die Höhe der Staatsverschuldung, die auch in Ländern steigt, die derzeit nicht in der täglichen Berichterstattung erscheinen, die Notwendigkeit Banken zu retten, Rettungsschirme für den Euro und nicht zuletzt der beschlossene Hebel für den Euro-Rettungsschirm, der den EU-Rettungsschirm bis über eine Billion Euro aufblasen kann, verbreiten eine negative Stimmung, die von Geldwertverlust und großer Inflationsangst geprägt ist. Diese Zukunftsängste und die Gefahr viel Geld zu verlieren, treibt viele Deutsche dazu, jetzt in Gold zu investieren und Goldbarren zu kaufen.
Gold wird als “Versicherung in der Krise” angesehen!
In dem genannten Bericht wird eine Umfrage beschrieben, die von der Steinbeis-Universität in Berlin durchgeführt wurde. 4.300 Verbraucher nahmen an in dieser Umfrage teil, die von Finanzprofessor Jens Kleine durch geführt wurde. Immerhin sagten 37,5% der Befragten, dass sie in den nächsten drei Jahren Gold kaufen wollen, weil sie physisches Gold als Versicherung in der Krise ansehen. Auch Goldhändler bestätigen diesen Run auf das Edelmetall. Die Nachfrage nach Goldbarren ist trotz einem hohen Goldpreis vorhanden und die Negativmeldungen aus den Schuldenstaaten erhöhen die Kaufabsichten täglich. Der Handel mit Edelmetallen erlebt einen Aufschwung in der Krise oder besser gesagt durch die Krise.
Gold als Beimischung im Depot – oder mehr?
Bisher war Gold für viele Anleger als kleine Beimischung im Depot willkommen und normal, was sich auch an einem durchschnittlichen Goldkauf von etwa 130 Gramm Gold pro Kopf in Deutschland im Jahr 2010 zeigte. Dieses Verhalten der Kunden beim Goldkauf hat sich nach der Aussage eines Edelmetallhändlers grundsätzlich verändert. Gold als Beimischung für das Depot wurde bisher aus dem laufenden Einkommen finanziert. Jetzt wird massiv umgeschichtet und Gold wird aktuell aus vorhandenem Sparkapital gekauft. Ganz ängstliche Menschen sollen sogar schon Lebensversicherungen gekündigt haben und haben die vielen finanziellen Nachteile hingenommen, um für die daraus entstandenen liquiden Mittel Gold zu kaufen.
Goldhausse seit über 10 Jahren!
Mit dem Start in das 21. Jahrhundert hat die Goldhausse begonnen und die Höchststände markierten über 1.900 US-Dollar pro Feinunze. Der kleine Abschwung in den letzten Wochen ist an den starken Unterstützungslinien abgeprallt und heute steht der Goldkurs wieder im Bereich von über 1.700 $. Ein Teil der Analysten sieht einen Zielpreis von 2.000 Dollar durchaus in absehbarer Zeit als realistisch an. Die steigende Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen lässt diese Einschätzung zu und die Angst wird durch immer höhere Staatsschulden, die Schuldenkrise in Europa, aber auch in den USA und Japan, die Euro-Rettung, einen Hebel für den Euro-Rettungsschirm und die Demonstrationen in Griechenland nicht geringer. Ein Mitautor der vorgenannten Studie sagte, dass bei den Teilnehmern der Umfrage 70% Inflationsangst haben und immerhin 54% der Befragten eine Währungsreform am Ende der Finanzkrise sehen. Der Goldkauf ist also kein Impulskauf, sondern eine durch Angst getriebene, wohl überlegte Handlung und es scheint so, als ob Gold als sicherer Hafen und Rettung vor dem Kollaps der Finanzwirtschaft gesehen wird.
Gewinnmitnahmen beim Gold lehnen fast 60% ab!
Die Studie berichtet weiter, dass es keine Zocker sind, die den Goldpreis in die Höhe treiben, denn 58% der Teilnehmer an der Umfrage verkaufen die Goldbarren nicht, wenn der Goldkurs steigt, sondern lassen das Edelmetall brav im Bankschließfach. Goldankauf hat also nicht viel mit dem Aktienmarkt zu tun, keine Gemeinsamkeiten mit Daytradern oder Zockern aller Art, ist nicht durch Gewinnmitnahmen geprägt, sondern verfolgt das Ziel das Geld krisensicher und inflationssicher anzulegen. Das bedeutet, dass die Angst der Anleger echt ist und sie nicht davon ausgehen, dass sich die Situation kurzfristig verbessert. Offensichtlich sind diese Goldkäufer auch nicht an kurzfristigen Gewinnen interessiert, sondern verfolgen nur ein Ziel, nämlich das gesparte Geld in eine sichere Anlage zu transferieren. Das bedeutet, dass die Goldbarren nicht häufig den Besitzer wechseln, sondern im Tresor schlummern und dadurch dem Markt entzogen sind. Diese Tatsache ist dafür verantwortlich, dass der Bedarf an Gold auch in Zukunft weiterhin steigen wird, was sich auf den Goldpreis auch nur positiv auswirken kann.
Fast 5.400 Tonnen Gold haben die Deutschen auf der hohen Kante!
Es ist zwar nicht die hohe Kante, mit der früher der obere Rahmen eines Himmelbetts gemeint war, sondern es sind die Schließfächer in den Banken und Sparkassen und eigene Tresore, in denen der Goldschatz der Deutschen liegt. Es sollen nach der Steinbeis-Umfrage etwa zwei Drittel sein, die Goldbarren und Goldmünzen ins Schließfach bringen und fast ein Drittel behält das Gold im eigenen Tresor. Der heutige Gegenwert von fast 170 Milliarden Euro stammt etwa zu 50% aus Erbschaften und Schenkungen und die andere Hälfte wurde durch die Besitzer selbst gekauft. Erstaunlich ist an den Erbnissen der Studie, dass ungefähr 43% des Goldes in Deutschland in den letzten drei Jahren erworben wurde, was demnach seit 2008 der Fall war. Man erinnert sich, dass im Jahre 2008 die Spekulationsblase der Immobilien in den USA platzte und die Lehman-Pleite die Finanzkrise und spätere Wirtschaftskrise auslösten. Dieser Zusammenhang mit dem Run auf Gold ist wahrlich kein Zufall!
Nicht nur die Reichen kaufen Gold!
Selbstverständlich ist es so, dass die Reichen über die größten Goldreserven verfügen, aber auch Menschen mit kleinen Einkommen neigen zum Goldkauf. Die Studie sagt, dass ungefähr ein Viertel der Goldanlagen bei Einkommensbeziehern von bis zu 1.000 Euro netto aus eigenen Goldkäufen stammt und wenn man die Einkommen bis etwas über 4.000 Euro netto anschaut, ist Quote der selbst gekauften Goldanlage bereits auf fast drei Viertel angestiegen. Bei den Menschen mit geringem Einkommen ist das Gold in Form von Goldschmuck, Goldbarren oder Goldmünzen zu einem erheblichen Anteil geerbt worden oder ein Geschenk.
Zwei Geldentwertungen haben die Deutschen ängstlich gemacht!
Die zwei Geldentwertungen im vorigen Jahrhundert haben die Deutschen zu sehr ängstlichen Zeitgenossen gemacht. Die Inflation zum Ende der 20iger Jahre und die Währungsreform nach dem zweiten Weltkrieg haben die Geldvermögen in Deutschland vernichtet. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass die Deutschen in den letzten drei Jahren die dreifache Menge Gold gekauft haben, als beispielsweise die Italiener und die siebenfache Menge Gold, als die Franzosen. Sicher ist der Grund die Unsicherheit, aber vielleicht hat die Flucht ins Gold auch etwas mit den gekauften Steuer-CDs aus Liechtenstein zu tun, die zu neuen Anlageformen für “dunkles Geld” geführt haben. Wer weiß?
Was meinen Sie?
Uns interessiert Ihre Meinung, warum die Deutschen so viele Gold gekauft haben. Ist es nur die Angst vor der Geldentwertung oder gibt es auch andere Gründe, wie die CDs mit den Steuersündern, die dazu geführt haben, dass so große Geldmengen in Goldbarren geparkt werden?