Im bereits erschienen Artikel Chinas Hunger nach Gold Teil 1 haben wir Ihnen kurz die Situation bis zum Jahr 2004 geschildert und die Shanghai Gold Exchange ein wenig näher gebracht.
Der Goldmarkt in China basiert auf drei Standbeinen. Diese Standbeine sind:
Die chinesische Kultur ist sehr Goldaffin. Es gibt zahlreiche gesellschaftliche Anlässe zu denen Gold verschenkt wird. Eine der treibenden Kräfte sind dabei Hochzeiten. Zur Geburt eines Kindes werden gerne mal goldene Suppenschüssel oder goldene Chopsticks verschenkt. An einem der wichtigsten chinesischen Feiertage, dem chinesischen Neujahrsfest verschenken Chinesen schon auch gerne Goldfiguren an Freunde und Familienmitglieder. Neuere Errungenschaften der Goldschmuckindustrie in China sind der Valentinstag und der Muttertag.
Chinas Wirtschaft ist rasant gewachsen. Mit dem zunehmenden Wohlstand hat sich eine zahlungskräftige Mittelklasse entwickelt. Es ist daher nicht wunderlich, dass Chinas Anteil an der weltweiten Goldnachfrage von 7 % im Jahr 2003 auf 26 % im Jahr 2013 gestiegen ist. China dominiert nicht nur die Nachfrageseite sondern ist auch jenes Land welches am meisten Gold produziert.
Ohne staatliche Legitimation wäre eine derartige Entwicklung unmöglich gewesen. Angefangen mit der Errichtung der Shanghai Gold Exchange, über die Freigabe von Gold für den Privatbesitz bis hin zu den jüngeren Entscheidungen vermehrt Banken Einfuhrerlaubnisse für Gold zu erteilen.
Hochzeiten und Goldschmuck sind in China eng miteinander verbunden. Wer sich das „Ja“-Wort gibt bekommt hier sehr oft Goldschmuck geschenkt. Schätzungsweise 13,2 Millionen Hochzeiten gab es 2012 in China. Hochzeitsgeschenke aus 24 karätigem Gold machen ca. 40 % des Goldschmuck-Konsums aus. Bei Gold kaufen Chinesen hauptsächlich reines Gold, da es als modisches Accessoire und als Investment gesehen wird. Dreiteilige oder je nach Region auch fünfteilige Hochzeitssets, welche z.B. aus einer Goldkette mit Goldanhänger, einem Goldarmband, Goldohrringen und dem Goldring bestehen können, sind sehr gefragt. In Mandarin lautet die Bezeichnung solcher Sets jiehun san jing. Das 24 karätige Gold (999 Feingold), als jin in Putonhua/Mandarin oder chuk kam in Kantonesisch bezeichnet, wird in Geschäften nach Gewicht und tagesaktuellem Goldkurs der SGE zzgl. einer Handelsspanne verkauft. Die Bezeichnung von Gold in Mandarin 金 (zu jin) ist auch eine Bezeichnung für Geld!
Die Goldnachfrage Chinas wird mit dem weiter zunehmenden Wohlstand noch steigen. Kulturelle Verpflichtungen werden nicht aufhören zu existieren. Der OTC-Interbanken-Handel von Gold mit Clearing durch die SGE wurde erst 2012 ermöglicht. Erstmalig bekamen 2013 zwei Banken – die ANZ und die HSBC – eine Lizenz zur Einfuhr von Gold nach China. Weitere Liberalisierungsschritte werden folgen. China wird neben Indien die weltweite Goldnachfrage auch die nächsten Jahre dominieren und versuchen der größte Goldförderer zu bleiben. Wie groß Chinas Hunger nach Gold weiterhin sein wird kann also nur vermutet werden.
Quellen: