Gold hat noch immer den Mythos eines sicheren Hafens in unruhigen Zeiten und einer sicheren Geldanlage bei wirtschaftlichen Turbulenzen. Die Kapitalanlage Gold ist schon immer für die Absicherung eines größeren Vermögens wichtig gewesen, aber gilt zunehmend auch für kleine oder mittlere Sparvermögen und Geldanlagen. Gold ist sicher keine passende Anlage für Zocker, es sei denn, sie wollen mindestens einen Teil ihres Kapitaleinsatzes in einer Geldanlage parken, die geringe Verlustrisiken hat. Der Inflationsschutz bei der Geldanlage in Goldbarren ist noch immer in den Köpfen und wird wohl auch weitere Generationen überstehen. Nach den Krisenjahren seit der Lehman-Pleite 2008 hat die Goldpreisentwicklung eine Rallye hingelegt, mit der nur sehr wenige Experten in dieser Größenordnung gerechnet hatten. Durch die Banken- und Staatenpleiten waren die Aussichten für eine Goldkurssteigerung zwar sehr groß, aber in den letzten Jahren war zunehmend eine Korrelation mit anderen Anlageklassen festzustellen, was die Prognose für einen so dramatisch steigenden Goldkurs nicht einfach machte. Auch für das Jahr 2012 scheint eine positive Prognose für den Goldpreis bei den meisten Analysten eine logische Konsequenz auf die Unruhe in den Märkten zu sein und die Aussichten stehen für ein Goldinvestment im Moment nicht schlecht. Auch eine sehr schnelle Aufwärtsbewegung schließen einige Experten nicht aus, denn die Volatilität des Goldkurses hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, was größere Ausschläge in beide Richtungen zeigen.
Welche Rolle spielt der Dollarkurs bei der Wertentwicklung für Gold?
Die Währungsparität Dollar-Euro spielt bei der Goldpreisentwicklung auch eine entscheide Rolle. Der Goldpreis in Euro liegt wegen der Währungsrelation meistens erheblich unter dem Preis für die Feinunze Gold in Dollar. Der schwache Dollar bescherte der Feinunze Gold im Jahr 2011 allerdings auch ein Allzeit-Hoch in Euro. Die Währungsparität Dollar –Euro ist bei einem Goldankauf eines der Risiken, die den Goldpreis beeinflussen. Ein anderes Risiko ist die Inflation selbst. Gold wird zwar als Inflationsschutz seine Bedeutung nicht verlieren, aber immerhin haben Fachleute ausgerechnet, dass der Goldpreis heute unter Berücksichtigung der Inflationsraten bei etwa 2.500 Dollar liegen müsste. Trotzdem wird die Geldanlage in Gold, also Goldbarren und Goldmünzen, als Krisensicherung gesehen. Viele erinnern sich daran, dass die Goldhändler im Jahr 2008 nach der Lehman-Pleite die Nachfrage der Goldankäufer nicht mehr bedienen konnten und verschiedene Goldhandelshäuser sogar die Büros schließen mussten. Wenn der Rohstoff Gold so gefragt ist, dass man als Goldhandel die Wünsche seiner Kunden nicht befriedigen kann, ist eben kein Geschäft mehr mit Gold zu machen.
Welchen Einfluss haben die Produktionskosten auf den Goldpreis?
Der Goldpreis wird nicht nur durch die Nachfrage und die Unsicherheiten durch Schuldenkrisen und Pleitestaaten getrieben, sondern selbstverständlich haben auch die Produktionskosten einen Anteil am Goldpreis, der von Jahr zu Jahr steigt. Gold ist ein endlicher Rohstoff und die Herstellung von purem Gold aus Erzen mit Goldanteilen wird durch die steigenden Produktionskosten fortan höher. Es sind die Lohnkosten, die einerseits weltweit ständig steigen, dazu kommt der Nachholbedarf bei den Lohnkosten in den Entwicklungsländern, in denen nach Gold gesucht und gegraben wird. Die Frachtkosten steigen jährlich, nicht zuletzt getrieben durch die Energiekosten. Ein weiterer Kostenfaktor ist die Fördertiefe. Wenn man Gold im Tagebau in geringen Tiefen abbauen kann, so ist das relativ preiswert. Wenn man in Goldbergwerken bis zu 5.000 Meter in die Tiefe gehen will, dann kommen für die Goldförderung schon wesentlich höher Kosten zusammen. Die Produktionskosten für Gold wurden von Earth Resource Investments ermittelt und Bloomberg hat die Werte für 2011 und 2012 geschätzt (siehe Tabelle). Man kann man zu der Überzeugung kommen, dass der Goldpreis wahrscheinlich nicht mehr viel unter 1.200 US-Dollar je Feinunze im Herstellungspreis fallen kann, denn wer verkauft sein Produkt schon mit Verlust? Schaut man sich dann die Differenzen zwischen den Produktionskosten und den jeweiligen Goldpreisen je Feinunze an, so stellt man fest, dass man mit einem Aufschlag für den Goldhandel zwischen 30 und 40 Prozent rechnen kann. Unterstellt, dass der Produktionspreis für Gold nicht mehr fällt und die Handelsaufschläge bei mindestens 30% liegen, kommt man auf einen Marktpreis für Gold von über 1.500 US-Dollar je Feinunze. Wenn die veröffentlichten Zahlen hinsichtlich der Produktionskosten stimmen, wäre das der Tiefstpreis auf den Gold im Prinzip nur noch fallen könnte. Je mehr Nachfrage nach dem gelben Edelmetall vorhanden ist, um so höher wird der Preis. Der Zusammenhang mit den Produktionskosten ist dadurch gegeben, dass dieser Kostenanteil dann auch durch beispielsweise tiefere Goldminen steigen darf. Mehr Nachfrage = höherer Preis und ein höherer Preis ermöglicht höhere Förderkosten = größere Fördertiefen. Ob dieses Rechenmodell stimmt, werden die nächsten Jahre zeigen. Im Einzelnen sehen die Produktionskosten für Gold wie folgt aus:
Jahr Produktionskosten $ Goldpreis je Unze $ Differenz %
2000 292 272 -6,8
2001 263 279 6,1
2002 253 348 37,5
2003 305 415 36,1
2004 399 439 10,0
2005 455 518 13,8
2006 561 637 13,5
2007 616 834 35,4
2008 774 884 14,2
2009 853 1097 28,6
2010 981 1422 45,0
2011 1079 1509 39,9
2012 1187 ? ?
Ob die Kostenexplosion seit 2005 durch die größeren Fördertiefen entstanden ist, wurde nicht ermittelt. Es kann sich bei dieser Kostenentwicklung für die Goldproduktion allerdings nicht nur um die inflatorische Entwicklung handeln.
Charttechnik: Goldpreis in Euro und Franken ist besser als in Dollar!
Der Goldpreis sieht charttechnisch in Euro und Schweizer Franken besser aus, als in US-Dollar. Die Unterstützungslinien bei ca. 1.200 Euro und etwa 1.450 Franken wurden im Gegensatz zur Unterstützungslinie bei 1.600 Dollar nicht unterschritten und auch der neue kurze Aufwärtstrend sieht in den europäischen Währungen viel besser aus, als in Dollar. Warum sollte der US-Dollar wieder steigen? Die FED pumpt Geld in den US-Markt zum Nulltarif und selbst bei einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage haben die Amerikaner kein Interesse daran, dass der Dollar wieder an Wert gewinnt, denn die Stärkung des Exports und dadurch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen ist eine der wichtigen Aufgaben der US-Politik. Da wir im beginnenden Wahlkampf in den USA sind, wird der Dollar sicher bewusst weiter schwach gehalten, um die Konjunktur etwas zu beleben. Da die Amerikaner wesentlich weniger Inflationsangst haben, als wir in Europa, wird auch die Geldpolitik in den USA mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Wirtschaftsambitionen unterstützen. Diese Prognose kann im Prinzip nur durch eine Schwächung des Euro aus den Angeln gehoben werden, die durch die Schuldenkrise im Euroland weiter als Risiko in der Luft liegt. Den kleinen Ruck nach unten nach der Herabstufung der neun Länder in Europa durch Standard & Poor’s in den letzten Tagen hat der Euro relativ locker weggesteckt und es ist zu vermuten, dass bei einer Stabilisierung in Italien und Spanien der Euro seine Stärke gegenüber dem Dollar behalten wird. Der kommende Schuldenschnitt in Griechenland ist schon “eingepreist”!