Das Thema Gold und die Goldpreisentwicklung beschäftigen wieder einmal viele Kommentatoren und Gold Analysten. Selten gab es so viele unterschiedliche Meinungen zum Goldpreis und der Goldpreisentwicklung in der Zukunft. Am Jahresanfang waren die von den vermeintlichen Experten genannten Zielkurse noch in erregende Höhen aufgestiegen, aber kurz danach kippte die Stimmung und die Goldmeinung wurde ziemlich negativ. Trotzdem gibt es noch einige Gold-Experten, die an das gelbe Edelmetall glauben und gerade jetzt zum Goldankauf raten. In einer jüngsten Umfrage des Senders Bloomberg wurden 29 Analysten zu ihrer Goldprognose befragt. Für die kommende Woche rechnen nach dieser Umfrage 41 Prozent mit einem steigenden Goldpreis, während 31 Prozent einen weiteren Kursrückgang beim Goldpreis prognostizieren. Allein die Charttechnik ist es eben nicht, mit der man nachhaltig die Goldpreisentwicklung vorhersagen kann. In den letzten Wochen war es vor allem der Dollarindex, der den Goldpreis unterstützt hatte, weil der US-Dollar wieder an Wert verloren hatte. Diese kurze Erholungsphase für Gold war aber relativ schnell wieder vorbei. Im Moment bauen die Großbanken und einige Finanzinvestoren wieder enorme Short-Positionen auf den Goldpreis auf. Das würde eher einen niedrigeren Goldpreis bedeuten, aber es gibt auch Gold Analysten, die beobachtet haben, dass sich auch vor dem letzten großen Goldpreisanstieg die Goldspekulanten verzockt hatten und der Preis für Goldbarren und Goldmünzen als Anlagegold stieg danach sehr schnell.
Wie hoch ist ein realistischer Goldpreis?
Man hört immer wieder, dass es sich um eine Goldblase handelt, die ihren Zenit überschritten hat und der Goldpreis nie wieder in die Regionen des Allzeithochs kommen wird. Andererseits kann man in Kommentaren lesen, dass die Förderkosten für Gold so angestiegen sind, dass ein Goldpreis unter 1.100 bis 1.300 US-Dollar je Feinunze nicht einmal die Kosten für die Goldförderung deckt. Angesichts der Goldnachfrage, die derzeit insbesondere durch die Notenbanken der Schwellenländer stabil gehalten wird, wird man die handelbare Goldmenge aber höchstwahrscheinlich steigern müssen, weil viele Länder Probleme mit dem Wert ihrer eigenen Währungen haben und zur Sicherheit dafür die Währungsreserven in physisches Gold umtauschen. Spätestens in dem Moment, in dem die Inflationsraten in den großen Industriestaaten wieder steigen, wird auch die Goldnachfrage bei privaten Anlegern wieder dramatisch steigen. Da man die Staatsschulen in unbezahlbare Höhen getrieben hat, ist eine kontrollierte Anhebung der Inflationsrate durch die Notenbanken inzwischen alternativlos geworden. Das erste Land, das über seine Regierung der Notenbank signalisiert hat, dass man in einer moderaten Inflationsrate von gut 2 Prozent einen Lösungsansatz für die Bewältigung der Schuldenkrise sieht, war Japan. Man kann nur gespannt sein, wann die Notenbanken in den USA (FED) und in Europa (EZB) sich dieser Meinung anschließen werden. Um den Goldpreis und die Goldpreisentwicklung etwas besser bewerten zu können, sollte man sich mit dem Thema Gold aber auch inhaltlich auseinandersetzen und nicht nur auf die Börsenkurse für Gold, Gold ETFs und Gold Futures schauen.
Was ist überhaupt Gold?
Gold ist, wie wir wissen, ein Metall. Gold wurde schon immer als ein Metall mit besonderem Wert angesehen und schon sehr früh wurden Goldmünzen als Zahlungsmittel daraus hergestellt. Glänzendes Gold wurde auch als Goldschmuck schon immer geschätzt und bereits vor mehreren tausend Jahren wurde Gold als Zeichen von Reichtum gesehen. Gold hat aber außer seinem Wert auch andere Eigenschaften, die für spezielle Anforderungen in der Industrie wichtig sind. Das gelbe Edelmetall mit der chemischen Abkürzung AU, die vom lateinischen Aurum abgeleitet wird, hat seinen Schmelzpunkt bei 1064 Grad Celsius und der Siedepunkt für gold liegt bei sehr hohen 2.856 Grad. Gold ist ein sehr guter Leiter und es reagiert nicht, wenn es in Kontakt zu Wasser oder Sauerstoff kommt.
Welche Mengen Gold wurden bisher gefördert und wie viel Gold gibt es noch?
Es kann über diese Werte natürlich keine exakten Zahlen geben, sondern nur Schätzungen. Insgesamt schätzen Fachleute, dass die gesamte Fördermenge Gold, die bisher verarbeitet wurde, über 160.000 Tonnen liegt. Man muss allerdings wissen, dass von dieser Goldmenge ungefähr 100.000 Tonnen seit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg aus den Goldminen und Goldfeldern herausgeholt wurde. Der extreme Goldhunger ist also noch nicht sehr alt. Gold ist allerdings ein endlicher Rohstoff, der nicht künstlich erzeugt werden kann. Es gibt Schätzungen, die besagen, dass es weltweit nur noch ca. gut 50.000 Tonnen Gold gibt, die man fördern könnte.
Wie viel Gold wird pro Jahr wo gefördert?
In den letzten Jahren wurden pro Jahr etwa 2.500 Tonnen Gold gefördert. Gold gibt es an vielen Stellen der Welt, aber es handelt sich meistens um eher unbedeutende Mengen. Früher war Südafrika das Land mit der größten Goldförderung. Inzwischen haben sich aber China, die USA und Australien an die Spitze der Goldförderländer geschoben.
Wofür wird das Gold eingesetzt und wer hat die höchste Goldnachfrage?
Von der jährlich insgesamt geförderten Goldmenge werden etwa 30 Prozent zu Anlagegold verarbeitet. Es werden also Goldbarren und Goldmünzen daraus hergestellt, die als Investment gesehen werden. Aus etwa 60 Prozent der Goldmenge entsteht Goldschmuck und nur ca. 10 Prozent einer Jahres-Goldproduktion landet in der Industrie. In den letzten Jahren war stets Indien der größte Goldmarkt weltweit. Es handelte sich um etwa 1.000 Tonnen Gold, die in Indien nachgefragt wurden. Nach Indien steht China in der Goldnachfrage mit einem Goldbedarf von unter 800 Tonnen auf Platz zwei. Es wird aber damit gerechnet, dass die Chinesen den Indern den ersten Platz in der Goldnachfrage streitig machen werden. Zum Vergleich sind die Vereinigten Staaten von Amerika mit ca. 200 Tonnen und Deutschland mit etwa 150 Tonnen relativ kleine Goldmärkte.
Wer hat das meiste Gold gelagert?
Die größten Goldbesitzer sind die Notenbanken der großen Wirtschaftsnationen und der IWF (Internationaler Währungsfonds). Mit weitem Abstand liegen die USA auf Platz 1 mit etwa 8.100 Tonnen Goldreserve und danach kommt bereits Deutschland, das auf eine Goldreserve von knapp 3.400 Tonnen zurückgreifen kann. Bisher waren die Notenbanken der Länder stets Goldverkäufer, aber das Blatt hat sich gewendet. Vor allem die Schwellenländer und andere kleinere Staaten der Dritten Welt haben sich seit dem vorigen Jahr im Goldankauf an die ersten Positionen der Rangliste gesetzt. Der Grund liegt bei diesen Notenbanken in der Tatsache, dass man dem US-Dollar und auch dem EURO als Papierwährung nicht mehr vertraut und die eigenen Währungen ständig erheblich an Wert verlieren. Um die Währungsreserven gegen die Inflation abzusichern, kaufen die Notenbanken Gold in Form von Goldbarren.