„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen! (J.W. Goethe, Faust)“
Die aktuelle Ausstellung „Gold“ im Belvedere in Wien könnte nicht besser beschrieben werden als durch diesen Satz von Gretchen in Goethes Faust. Der Kurator Thomas Zaunschirm greift mit dieser Ausstellung den neu entflammten Goldrausch auf. Mehr noch, er nimmt sich diesem sogar an und gibt dazu äußerst interessante geschichtliche Fakten über Gold in der Kunst wider.
An die 200 Werke von 125 Künstlern können in den Räumlichkeiten des Unteren Belvedere, der Orangerie und des Prunkstalls bestaunt werden. All jene Arme, die der Anziehungskraft des Goldes erlegen sind und natürlich dem kunstinteressierten Besucher eröffnet sich eine wahrlich glänzende Ausstellung. Bis zum 17. Juni 2012 sind die Arbeiten von Max Weiler, Ernst Fuchs, Hermann Nitsch, Andy Warhol, Friedensreich Hundertwasser, Arik Brauer, Bruno Gironcoli, Franz West und noch vielen mehr zu sehen.
Im Unteren Belvedere, dem Prunkstall und der Orangerie wird der Betrachter mit der unterschiedlichen Verwendung von Gold in der Kunst konfrontiert. Wie Paracelsus schon sagte: „Das Gold befeuert den Lebensgeist, kräftigt Herz und Geblüt und verleiht Größe und Stärke (Paracelsus, 1493-1541)!“ Dies wird aufgrund der vielfältigen Kunstgegenstände in komprimierter Form sichtbar.
Die Ausstellung Gold beschäftigt sich im Unteren Belvedere mit der historischen Verwendung des Goldgrundes. Der Goldgrund beherrschte das Mittelalter. Ersichtlich ist dies anhand von Mosaiken, der Buchmalerei sowie Altarbildern. Wohingegen der Einsatz von Gold in der neuzeitlichen Malerei tabu war. Erst im Jungendstil fand das Gold in der Kunst wieder seinen Einsatz, dessen in der Gegenwartskunst keiner Einschränkung mehr unterliegt. Doch auch in der Gegenwartskunst wird der Einsatz von Gold in der Kunst von vielen Künstlern als Tabubruch empfunden. Vorwürfe wie dekorative Effekthascherei, kunstgewerbliche Oberflächlichkeit und religiöser Kitsch werden beim Einsatz von Blattgold schnell in den Raum gestellt.
Durch das allmähliche verschwinden des Goldgrundes aus Gemälden wurde der Rahmen, die Ausstattung und das Ornament mehr und mehr als Spiel- bzw. Fluchtraum für Gold verwendet. Mit dem Verzicht auf ein Bild oder dem Verschwimmen von Rahmen und Bild wird der Rahmen-Bild-Gegensatz von unterschiedlichen Künstlern aufgegriffen und thematisiert. Der Rahmen ist nicht mehr austauschbar! Fix in die Komposition eingebunden geht er eine lebenslange Bindung bis zum Tode ein.
Die Goldschrift kann der Besucher in der Orangerie bestaunen. Die Schrift war vom Goldtabu der Malerei stets ausgenommen. Der Schrift gegenübergestellt werden Abstraktion und Realismus. Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert wurde von der Abstraktion auf Gold verzichtet. Anhand einzigartiger Exponate werden zahlreiche, erdenkliche Verwendungsmöglichkeiten von Gold in der Abstraktion gezeigt. Sei es nun als Goldgrund, als Farbakzent, collageartiges Teilelement oder auf Teilen bzw. der gesamten Bildfläche. Die Veränderung der Funktion von Alltagsgegenständen oder die Lenkungsfunktion von Gold auf bestimmte Bereiche von Objekten und Skulpturen kann durch wunderbare Exponate des Realismus verinnerlicht werden.
Der Wiener Gold Guide schärft den Blick des Besuchers für den Einsatz von Gold im Stadtraum. Sei es nun ein Goldkreuz, eine vergoldete Kuppel oder eine vergoldete Ehrentafel – der Ausstellungsbesucher wird sogar an den unscheinbarsten Orten offene Augen für die Verwendung von Gold haben.
Einblicke in die unterschiedlichen Vergoldungstechniken erhält man in einem vom Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Gabriela Krist eigens gestalteten Raum. Die verschiedenen Techniken der Vergoldung, deren Einsatzgebiete und die geschichtliche Entwicklung der Vergoldung werden anschaulich dargestellt.
Der sehr gelungene Katalog zur Ausstellung Gold befasst sich mit der Kunstgeschichte des Goldes, der Kulturgeschichte des Goldes und den Themen der Ausstellung. So werden zum Beispiel im kunstgeschichtlichen Teil der Goldgrund und die Verwundung von Gold in der Kunst genauer beleuchtet. Im kulturgeschichtlichen Part erfährt man zum Beispiel mehr über den Goldrausch und der Wiener Gold Guide führt vom Belvedere hinaus in die Stadt. Der, 368 Seiten starke und zahlreiche Abbildungen umfassende, Katalog zur Ausstellung Gold ist im Münchner Hirmer Verlag erschienen. Er kostet 47,00 Euro und ist in den Shops des Belvedere oder Online unter shop@belvedere.at in Deutsch (ISBN: 978-3-7774-5351-4) und Englisch (ISBN: 978-3-7774-5361-3) erhältlich. Der Katalog ist nicht nur allen Besuchern der Ausstellung Gold sondern auch jedem Gold-Interessierten zu empfehlen.
Mit dem tollen Gold Kunstvermittlungsprogramm zur Ausstellung kann man versuchen tiefer in die Materie und des Geheimnisses des Goldes einzutauchen. Es werden Überblicksführungen mit Kuratoren, Spezialführungen und Workshops, Kunst & Kulinarik und nicht zu guter letzt Kinder und Jugendprogramme angeboten.
Eines der vielen Highlights der Kunstvermittlung ist der Workshop „Die Macht des Goldes“. Prächtige Gemälde und beeindruckende Skulpturen werden im Rahmen einer einstündigen Führung dem Teilnehmer näher gebracht. Im Atelier findet dann der Workshop statt, bei dem man einzigartige Souvenirs mit hauchdünnem Schlagmetall veredeln kann.
Wer lieber die Kunst mit Gaumenfreuden in sich aufnehmen möchte, dem sei das Kunstvermittlungsprogramm Eldorado der Genüsse ans Herz gelegt. Jeweils am Samstag und Sonntag wird diese Möglichkeit geboten. Nach einem ca. einstündigen geführten Rundgang bekommt man ein 3-gängiges Menü in der B-Lounge serviert. Bei dieser Art der Kunstvermittlung werden nahezu alle Sinne stimuliert.
Die Kunstvermittlung des Belvedere nimmt sich auch speziell für die Familie Zeit. So gibt es für junge Eltern eine spezielle Führung mit Babys. Für die etwas älteren Kinder wird eine Kinderführung mit interessantem Workshop angeboten.
Mehr Informationen über die einzelnen Programme sind auf der Homepage des Belvedere http://www.belvedere.at/de/kunstvermittlung/fuehrungen-fuer-erwachsene zu finden.
Hier nochmals ein kurzer Überblick mit den wichtigsten Informationen über die Ausstellung „Gold“. Weiterführende Informationen sind unter www.belvedere.at zu finden.
Ausstellungsort: Unteres Belvedere, Orangerie und Prunkstall (Rennweg 6, 1030 Wien)
Ausstellungdauer: 15. März bis 17. Juni 2012
Öffnungszeiten:
Eintrittspreis:
Führungen:
Wer die Möglichkeit hat die Ausstellung Gold im Belvedere in Wien zu besuchen sollte dies unbedingt machen. Daneben ist auch der hervorragende Ausstellungskatalog zu empfehlen. Das Gold-Blog-Team wünscht allen Ausstellungsbesuchern lehrreiche Stunden und viel Vergnügen.
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