Der goldene Tscherwonez

„Sejatel’“ (der Säer) Золотой червонец „сеятель“

Als Tscherwonez (червонец) wurden ursprünglich westliche Goldmünzen bezeichnet. Im heutigen Russland werden umgangssprachlich Banknoten unterschiedlicher Währungen mit einem Wert von zehn Währungseinheiten ebenfalls als Tscherwonez bezeichnet. Die Bezeichnung der Goldmünze kommt von червенньй – hochrot/hellrot.

Nach dem Ende der Oktoberrevolution wurde 1923 der goldene Tscherwonez zum ersten Mal geprägt. Die Übergangswährung Swosnak scheiterte zuvor. Auf der Goldmünze war das Wappen der Russischen SFSR – РСФСР (RSFSR) und nicht jenes der unmittelbar neu gegründeten Sowjetunion – СССР (SSSR) abgebildet. Zunächst wurde der Tscherwonez hauptsächlich zu Auslandszahlungen genutzt und kam somit nicht in den breiten Umlauf. Vom Jahr 1925 ist aktuell nur eine Goldmünze bekannt. Die Kupfermünzen aus dem Jahr 1925 haben auf dem Avers den Schriftzug СССР. Sämtliche anderen Emissionen sind mit РСФСР geprägt.

Durch den Übergang zu Goldbarren und Golddevisen kam der goldene Tscherwonez schnell in Vergessenheit. Von 1975 bis 1982 wurden erneut Tscherwonzen mit dem alten Motiv der SFSR geprägt. Diese wurden als Bullionmünzen ins Ausland verkauft und galten in der Sowjetunion nicht als gesetzliches Zahlungsmittel. Erst seit 2001 ist der Tscherwonez als gesetzliches Zahlungsmittel auf dem Territorium der Russischen Föderation anerkannt.

Prägeanstalten und Prägejahre

Geprägt wurde die 10 Rubel Goldmünze in der Moskauer Prägeanstalt (Московский монетный двор (ММД)) und der Leningrader Prägeanstalt (Ленинградский монетный двор (ЛМД)).

• 1923 (Auflage: 2.751.200)
• 1925 (Nur ein Exemplar ist bekannt. Gesamtauflage unbekannt. Es existieren einige Exemplare aus Kupfer. Geprägt wurde das Wappen der Sowjetunion.)
• 1975-1982 (Auflage: 6.565.000)

Technische Daten

Der goldene Tscherwonez ist mit Kupfer legiert um die Kratzfestigkeit zu erhöhen.

Entworfen wurde die Goldmünze von A. F. Wasiutynski (А. Ф. Васютинский).

Vorderseite (Avers)

Am Avers der 10 Rubel Goldmünze ist im Vordergrund ein Bauer bei der Aussaat auf einem Feld dargestellt. Mit der rechten Hand verteilt er das Saatgut. Die linke Hand hält den Saatgutbehälter, welcher mit einem Stofftuch gehalten wird und über die rechte Schulter läuft. Links ein wenig im Hintergrund steht ein Pflug. Sehr schön dargestellt ist die, zwischen dem Pflug und dem säenden Arm, aufgehende Sonne. Auf der der rechten Seite des Säers sind Fabriken mit rauchenden Schornsteinen abgebildet. Die obere Hälfte der Anlagemünze ist glatt poliert. Damit wird die Morgendämmerung sehr gut umgesetzt. Außen herum befindend sich ein Kreis mit Punkten. Im Halbkreis über dem Kopf steht der Nennwert „ОДИН ЧЕРВОНЕЦ“ („ein Tscherwonez“) und unten links das Prägejahr.

Rückseite (Revers)

Im Zentrum befindet sich das Staatssymbol der RSFSR, ein von Weizenähren umrahmter Schild auf dem Hammer und Sichel mit Sonnenstrahlen im Hintergrund abgebildet sind. Darunter steht РСФСР (RSFSR = Russische Sozialistische Föderalistische Sowjetrepublik). Zwischen dem äußeren Punktekreis und dem Halbkreis über dem Wappen steht geschrieben „ПРОЛЕТАРИИ ВСЕХ СТРАН, СОЕДИНЯЙТЕСЬ!“ („Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“).

Randinschrift

Der Münzrand trägt folgende Inschrift: „1 ЗОЛОТНИК 78,24 ДОЛИ ЧИСТОГО ЗОЛОТА“ (1 Zolotnik 78,24 Anteil reines Gold)

Handel

Alle produzierten Tscherwonzen haben fast das heute übliche Feingewicht eine viertel Unze Gold (7,776 g). Die Prägungen erfolgten hauptsächliche in der Qualität Stempelglanz. Vereinzelt wurden ein paar Proof-Tscherwonzen ausgegeben wie z.B. im Jahr 1980 (100.000 Stück), welche während der Olympischen Sommerspiele in Moskau an Touristen verkauft wurden. Da von den Stempelglanzprägungen sehr viele Goldmünzen produziert wurden sind die Preise dafür moderat (1977 – 2 Mio. Stück). Teurer wird es bei den in den Jahren 1923, 1980, 1981 und 1982 geprägten Tscherwonzen. Im deutschsprachigen Raum ist die 10 Rubel Goldmünze nicht überall problemlos erhältlich. Hier spiegelt sich die generelle Schwierigkeit russische Goldmünzen zu erhalten wider. Gerade dieser Umstand eröffnet aber Sammlern ein äußerst interessantes Betätigungsfeld.