Der Goldpreis ist kurz unter 1.600 Dollar geradezu abgeprallt und hat wieder den Weg in Richtung Süden angetreten. Die Hoffnung von Goldkursen, die über die beiden nächsten Barrieren bei 1.606 US-Dollar je Feinunze und 1.620 Dollar steigen und damit wieder den Weg für eine bessere Goldpreisentwicklung freimachen, ist für den Moment geplatzt. Jetzt ist die Gefahr eines Absturzes für den Goldpreis wieder erheblich gestiegen und die Goldanleger schauen gebannt auf die Unterstützungslinie bei 1.525 Dollar. Fällt diese charttechnisch wichtige Unterstützung, kann es zu einem massiven Goldverkauf kommen, der den Goldpreis in den Abgrund fallen lässt. Der Bereich um die Unterstützungslinie für den Goldpreis von ca. 1.525 US-Dollar ist gleichzeitig die Begrenzung nach unten für den langfristigen Aufwärtstrend. Es würde bei einem Kursverfall Gold unter diese Marke ein Verkaufssignal auslösen, das durch die einsetzenden Verkaufsautomatismen für Goldbarren zu einem erheblichen Wertverlust führen könnte.
Warum ist der Goldpreis in Gefahr?
Der starke US-Dollar ist einer der Auslöser für den schwächeren Goldpreis. Schon seit einigen Wochen fällt der Euro-Dollar-Kurs und reißt den Goldpreis mit nach unten. Auch die Hoffnung in den EU-Sondergipfel für eine Erholung des Goldpreises und eine Stärkung des Euro gegenüber dem Dollar sind inzwischen “Schnee von gestern”, denn der EU-Sondergipfel konnte keine positiven Signale für eine Stabilisierung des Euro liefern. Im Gegenteil! Die unterschiedlichen Zielsetzungen des neuen französischen Präsidenten Hollande und Bundeskanzlerin Merkel konnten kein neues Vertrauen schaffen und die Stimmen werden immer mehr, die dem Merkel-Sparkurs nicht mehr folgen wollen. Das sind nicht nur die Griechen, sondern auch andere Gesellschaften, beispielsweise die Italiener und auch die arbeitslosen Jugendlichen in Spanien haben für das Kaputtsparen der Wirtschaft kein Verständnis. Die Euro-Krise führt inzwischen zu einer Kapitalflucht in den Dollar, der damit an Stärke gewinnt. Wenn der Dollar steigt, fällt das Gold und umgekehrt. Diese Koppelung hilft auch dem indirekt verbesserten Goldpreis in Euro nicht weiter, denn die internationalen Goldmärkte interessiert der Goldkurs in Euro nicht. Mit einer Zunahme der Schuldenkrise in der Eurozone kommt das Gold durch den stärker werdenden US-Dollar immer mehr unter Druck. Die Neuwahlen in Griechenland werden wir wahrscheinlich noch abwarten müssen, bevor es eine klare Richtungsentscheidung für den Goldpreis gibt.
Was passiert, wenn die Griechen aus dem Euro austreten?
Die Finanzmärkte können das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone wahrscheinlich relativ leicht verkraften. Dafür gibt es viele Milliarden in den Rettungspaketen, um wackelnde Banken zu stützen. Für Deutschland rechnet man mit einem Verlust von ca. 80 bis 100 Milliarden Euro, vielleicht auch 120 Milliarden, die ein Austritt Griechenlands den deutschen Steuerzahler kosten würde. Obwohl dieses Szenario eine erneute Unsicherheit darstellt, wird der Goldpreis wahrscheinlich davon nicht profitieren, weil sich der Dollar weiterhin durch eine wachsende Stärke präsentieren wird. Was passiert aber mit den Griechen in einem solchen Fall. Bei einer Wiedereinführung der Drachme wird es mindestens ein Jahr für die Griechen ganz hart. Der Wechselkurs der Drachme wird so weit abgewertet, dass sich Griechenland nur in sehr begrenztem Umfang Importe leisten können wird. Das betrifft dann insbesondere Öl und Benzin. Griechenland wird in weiten Teilen ohne Treibstoff sein und auf den Eselkarren zurückfallen, wie auch andere Importgüter für die Wirtschaft kaum noch bezahlbar sein werden. Die Griechen müssen sich auf das konzentrieren, was man im eigenen Land herstellt und Überschüsse können sicher durch die Verbilligung der Wirtschaftsgüter in fast jeder beliebigen Menge exportiert werden. Die Tourismusbranche wird in Griechenland einen enormen Aufschwung erleben und wird wahrscheinlich die Türkei als Billigurlaubsland in kurzer Zeit ablösen.
Welche Ansteckungsgefahr gibt es in Europa und für den Goldpreis?
Die Ansteckungsgefahr einer Staatspleite für Portugal, Irland, Spanien und Italien ist zwar vorhanden, aber wird inzwischen mit etwas mehr Gelassenheit betrachtet. Wenn die Griechen es nach einem Euro-Austritt und einem Tal der Tränen wieder schaffen, ihre Probleme zu beherrschen, könnte die Ansteckungsgefahr in den anderen Schuldenländern allerdings groß sein, dass sie dem Beispiel Griechenlands folgen wollen und alle Regierungen abgewählt werden, die den Sparkurs der EU weiter fortsetzen. Das könnte zu einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone führen und zu wirtschaftlichen Turbulenzen, an die man heute nicht denken mag. Um das zu verhindern, wird die EZB wahrscheinlich weitere Milliarden in den Markt pumpen und man kann jetzt schon darauf wetten abschließen, dass es für Angela Merkel immer problematischer wird, ihre Standhaftigkeit im Hinblick auf die Einführung von Euro-Bonds und die direkte Unterstützung der Euroländer zu behaupten. Diese Entwicklung schwächt den Euro und stärkt den Dollar. Leider wird der Goldpreis diesen Druck spüren und der lang erhoffte Goldpreisanstieg könnte dabei auf der Strecke bleiben.