Das war eine schlechte Woche für Goldsparer, Goldanleger und Goldinvestoren. Nur die Goldspekulanten konnten sich mit ihren Netto-Short-Positionen über den Absturz beim Goldpreis freuen. Die Verkaufswelle beim Gold setzte spontan ein, als der US-Notenbankchef Ben Bernanke eine Reduzierung der US Anleihenkäufe noch für dieses Jahr prognostizierte und sogar einen möglichen Ausstieg aus QE3 für das kommende Jahr ankündigte. Das Ende der lockeren Geldpolitik in den USA scheint damit besiegelt zu sein; es sei denn, die erwarteten Konjunkturdaten für die nächsten Monate und das kommende Jahr entsprechen nicht den Vorstellungen des FED-Präsidenten. Die Gelddruckmaschinen sollen wieder etwas in den Drehzahlen zurückgefahren werden, was die Liquidität in den Märkten einschränkt. Für den Goldpreis eine schlechte Nachricht, aber für Sparer könnte es auch das Ende der Niedrigzinsen in den USA bedeuten. In Europa erwartet man derzeit allerdings noch keinen Zinsanstieg, denn die Probleme mit den Schuldenstaaten würden durch eine für Sparer bessere Zinspolitik nur noch größer werden. Für die Goldpreisentwicklung hat die wichtige Hürde bei 1.340 Dollar nicht gehalten und der Goldpreis ist sogar noch unter 1.300 Dollar gerutscht. Jetzt gibt es keine charttechnische Unterstützung mehr bis etwa 1.200 Dollar je Feinunze. Für diesen Preis konnte man Goldbarren schon lange Zeit nicht mehr kaufen. Ähnliche Goldpreise gab es zuletzt im dritten Quartal 2010 und danach erfolgte ein fast ungebrochener Anstieg beim Goldpreis bis auf das Allzeithoch im September 2011.
US-Schulden steigen weiter und die Inflationsrate ist zu gering!
Der FED-Präsident ist besorgt über die niedrige Inflationsrate, die in den USA voraussichtlich – wie bei uns – unter 2 Prozent fallen wird. Es ist schon erstaunlich, dass die Währungshüter, die eigentlich für die Stabilität einer Währung verantwortlich sind, diese Stabilität bemängeln. Wenn man sich allerdings die Schuldenberge in den USA, in Japan und in vielen Ländern Europas anschaut, ist das kein Wunder, denn durch eine höhere Inflationsrate wird die Schuldenlast etwas gemindert und die Zeit arbeitet dann für die Reduzierung der Staatsschulden. Auch das billige Geld hat nicht zu der gewünschten Inflationsrate von (mindestens) 2 Prozent geführt. Durch die Flutung der Märkte mit immer mehr Geld war der Goldpreis der Gewinner dieser Entwicklung, aber hat jetzt durch das angekündigte Ende der lockeren Geldpolitik einen herben Dämpfer bekommen. Entgegen allen Prognosen der Goldanalysten ist der Goldpreis seit Anfang des Jahres um über 20 Prozent gefallen und liegt damit auf dem Niveau vom Jahr 2010. Goldanleger, die den Wert für physisches Gold in Euro messen, ist die Marke von 1.000 Euro je Feinunze gebrochen worden. Für Anleger mit sehr langfristiger Ausrichtung, die bereits vor 2010 Goldbarren oder Goldmünzen als Anlagegold gekauft haben, ist das sicher zu verschmerzen und diese Anleger werden auch das Gold jetzt nicht verkaufen, sondern stur bei ihrem Goldinvestment bleiben. Irgendwie hat Gold doch seinen Glanz bei vielen Sparern, Anlegern und Investoren noch nicht ganz verloren.
Wie geht es jetzt weiter mit dem Goldpreis?
Gold wird weiterhin für einen Teil der Anleger im Depot bleiben. Davon sind die meisten Experten überzeugt. Dabei handelt es sich nicht um Zocker, sondern um sicherheitsbewusste Anleger, die einen Teil ihres Vermögens in Gold anlegen. Diese Gruppe Anleger ist nicht auf das Geld ihres Goldinvestments angewiesen, sondern behält den Sachwert Gold trotz Preisabschlag im Depot. Ob die Ankündigung des FED-Chefs Wirklichkeit wird, ist noch nicht sicher, denn es handelte sich bisher nur um eine Ankündigung einer möglichen Handlungsweise in der Zukunft. Im Moment sprechen zwar einige Argumente gegen Gold, aber was hat sich insgesamt in der Welt verändert? Die gering besseren Konjunkturdaten in den USA und die nicht signifikant besseren Bedingungen am Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten sind als Argument für das Ende der Geldpolitik relativ schwach. Die Argumente, die gegen eine Goldanlage sprechen sind sicher die niedrige Inflationsrate in den westlichen Industrieländern, natürlich der stärker gewordenen US Dollar und jetzt die vermutlich geringer werdende Liquidität in den Märkten durch die Reduzierung der Anleihekäufe durch die FED. Als Gegenargument könnte man die höchstwahrscheinlich anstehende höhere Volatilität an den Aktienmärkten nennen, denn die Zeit von Allzeithochs der Indizes könnte auch bald vorbei sein. Höhere Unsicherheit an den Aktienmärkten könnte für Gold einen Auftrieb bedeuten und damit die Goldpreisentwicklung wieder positiv beeinflussen. Diese Entwicklung wird sicher nicht in wenigen Monaten schon eintreten und für dieses Jahr werden wir uns wahrscheinlich mit einem Goldpreis zwischen 1.200 und 1.400 US-Dollar je Feinunze abfinden müssen. Wenn man noch an die Goldprognosen zu Beginn dieses Jahres denkt, sind das schon erhebliche Unterschiede, denn vielfach lagen die Goldanalysten zu Jahresbeginn noch bei 1.800 bis 2.000 US-Dollar je Feinunze und teilweise sogar darüber… Auf jeden Fall ist aus dieser Goldpreisentwicklung zu erkennen, dass man sich auf die selbsternannten Goldexperten nicht verlassen kann.
Wie reagieren die Inder und die Notenbanken auf die Goldpreisentwicklung?
Der Goldhunger in Indien könnte ein kleines Zünglein an der Waage für die weitere Goldpreisentwicklung sein. Einerseits haben die Inder die Goldsteuer erhöht, um den Goldimport zu bremsen, andererseits sind die Inder aber nicht nur an Goldbarren und Goldmünzen als Anlagegold interessiert, sondern auch an Goldschmuck. Wenn sich jetzt der günstigere Goldpreis auf die Preise für Goldschmuck auswirkt, könnte das die Goldkonjunktur wieder enorm beflügeln. Vielleicht kaufen viele Inder auch Gold schon auf Vorrat für die Hochzeitssaison, um den billigen Goldpreis jetzt zu nutzen und ihre Goldkäufe vorzuziehen. Auch die Notenbanken, insbesondere aus den Schwellenländern und aus Ländern der Dritten Welt, könnten jetzt wieder zu den großen Goldankäufern werden, denn die Währungen in vielen Ländern sind schwach und das Vertrauen in das Papiergeld ist grundsätzlich nicht mehr sehr groß. Wer jetzt Währungsreserven hat, könnte bei dem aktuellen Goldpreis auf die Idee kommen die Währungsreserven in Goldreserven umzutauschen. Diese Möglichkeit würde der Goldpreisentwicklung sehr nutzen, denn die durch physisches Gold besicherten ETFs haben bereits in den letzten Monaten viele Goldbarren verkauft und durch eine erhöhte Goldnachfrage könnte sich der Preis für das gelbe Edelmetall wieder erholen. Insgesamt ist die Goldpreisentwicklung im Moment nicht vorhersehbar. Man wird in diesem Zusammenhang auch die Goldspekulanten beobachten müssen und feststellen können, ob sie jetzt wieder auf steigende Goldpreise setzen und ihre Netto-Long-Position erhöhen werden. Dieses Signal könnte den Weg der Goldpreisentwicklung in den nächsten Wochen bestimmen.