Nicht nur der Goldpreis wartet auf die Wahlen in Griechenland, sondern sogar Ben Bernanke, der Präsident der US-Notenbank hat angekündigt, dass vor der nächsten Sitzung keine finanzpolitischen Maßnahmen mehr getroffen werden und zu diesem Zeitpunkt auch das Wahlergebnis in Griechenland bekannt sei. Es ist schon erstaunlich, dass der FED-Präsident zwischen weiteren Lockerungsmaßnahmen zur Stützung der US-Wirtschaft und zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten, ein Wahlergebnis in einem Land in den Zusammenhang stellt, dessen Einwohnerzahl bis auf etwa 2,5 Millionen Menschen nur etwa der Stadtbevölkerung New Yorks entspricht und gerade einmal etwa gut 60% der Bevölkerung des Großraums New York. Bernanke sagte vor dem Kongress, dass die Notenbanken mehrere Optionen zur Ankurbelung der Wirtschaft hätten. Gleichzeitig betonte der Chef der FED, dass die EU Griechenland nicht in der Eurozone belassen könnte, wenn die Griechen gleichzeitig das ausgehandelte Sparprogramm neu verhandeln wollen oder gar ablehnen. Auch der Goldpreis tritt um die 1.600 Dollar wieder einmal etwas auf der Stelle und man hat den Eindruck, als ob knapp 11 Millionen Griechen den Goldpreis und die US-Finanzaktivitäten lahm legen.
Spanien unter EU Rettungsschirm ist gut für die Börse!
Die Ankündigung, dass die Banken in Spanien sofort bis zu 100 Milliarden Euro aus dem EFSM Rettungsfonds bekommen können, hat offensichtlich die Börsianer positiv gestimmt, denn die Indizes genehmigte sich zum Start in die Börsenwoche einen “kräftigen Schluck aus der Pulle”. Es werden wieder einmal Banken vor der Pleite bewahrt, die Schuldenberge werden größer und die Unsicherheit steigt. Trotzdem steigen die Aktienkurse und der Goldpreis bleibt davon weitgehend unbeeindruckt. Das ist schon irgendwie eine verkehrte Welt. Bei einem Volumen von geschätzten 300 Milliarden Euro in Form von Bauruinen in Spanien, die keiner mehr haben will und auch keiner mehr bezahlen kann, erscheint die vorläufige Einschätzung von maximal 100 Milliarden Euro für die Zocker und Traumgagenbezieher in den Banken von Spanien etwas naiv. Ob die 100 Milliarden ausreichen werden, ist noch lange nicht sicher, aber dann gibt es eben weitere 100 Milliarden von der Politik, die sich das Geld ganz einfach wieder von den Steuerzahlern holen. Auf 100 Milliarden Euro mehr oder weniger kommt es heute ja nicht mehr so an. Irgendwann werden die Schuldenberge von einer bewusst getriebenen Inflation schon weniger, denn bezahlen kann diese Schulden in der Welt ohnehin keiner mehr.
Die Zocker setzen wieder auf Gold!
Die Spekulanten hatten sich in den letzten Wochen mehr und mehr vom Gold verabschiedet, aber sind jetzt offenbar wieder zurück. Die Spekulationen um das Hilfeersuchen der Spanier an die EU und die bevorstehenden Wahlen in Griechenland mit einer voraussichtlichen Mehrheit, die bereits angekündigt hat, dass sie weder die Schulden zurückzahlen will, noch das Spardiktat der Troika aus EU, IWF und IWF erfüllen will, hat den Goldspekulanten wieder Mut gemacht einzusteigen. Im jüngsten COT-Report (Commitments of Trader) haben sich die Netto-Long-Position um insgesamt 19,4% erhöht. Eine Steigerung der optimistischen Markterwartungen von 130.709 auf 156.122 Futures ist eine kräftige Zunahme, die sich bei Klein- und Großanleger ähnlich präsentiert hat.
Wie angekündigt, befassen wir uns weiterhin mit den Gold Analysen und Gold Meinungen von Experten oder Leuten, die sich wenigsten dafür halten. Heute steigen wir in den Bereich von Gold Prognosen ein, die über 7.000 US-Dollar je Feinunze liegen. Die Einschätzungen der Gold Opinion Leader werden teilweise ind er Rückschau immer abenteuerlicher, was man insbesondere von den Ableitungen und Begründungen sagen kann, warum sich der Preis für Goldbarren in enormen Kursbewegungen nach oben begibt. Wir werden uns auch in den nächsten Wochen weiter mit den Gold Analysten befassen und Sie werden erkennen, dass die Prognosen für die Goldpreisentwicklung immer realitätsfremder werden, obwohl die zitierten Gold Analysten sich ihren Namen nicht als Märchenerzähler oder Fantasten gemacht haben, sondern in den meisten Fällen durchaus als seriöse Finanzfachleute.
Joseph Russo
Der Chefredakteur und Analyst von Elliot-Wave-Technologie, Joseph Russo, verfasste am 16. April 2007 einen Aufsatz, in dem er einen Goldpreis von
7.000 bis 8.000 Dollar prognostiziert.
Russo studierte die Elliott-Wellen-Theorie und die technische Analyse der Finanzmärkte und arbeitete zu dieser Zeit daran, sich den Branchentitel “Chartered Market Technician” zu verdienen. Joseph Russo vermied bei seiner Goldprognose ein Zieldatum zu nennen und entzog sich damit einer kritischen Bewertung seiner Thesen, weil man einen Goldpreis zwischen 7.000 und 8.000 Dollar durchaus irgendwann einmal sehen kann. Das fehlende Vertrauen in Papiergeld ist eines seiner Argumente und vor allem die Inflation. Russo kombiniert die Charttechnik mit einem Geldwertverlust des US-Dollar in einer Baisse mit einer Dauer von 100 Jahren. Er argumentiert mit einem Kaufkraftverlust des Dollars seit dem Start des Federal Reserve Systems im Jahr 1913 von ca. 95% und der Tatsache, dass die FED kein System hat, die Inflation zu beschränken. Die Zunahme der Geldmenge und die wachsenden Schuldenberge werden nach Russo dafür sorgen, dass die Papierwährung ständig abgewertet wird und das Gold an Wert gewinnt.
Auch Immobilien verlieren ihren Wert!
Die Immobilienpreise in den USA hatten sich zwischen 1999 und 2006 nahezu verdreifacht. Russo ist zu diesem Zeitpunkt u.a. der Meinung, dass alle Immobilienkäufer ab 2003 keine Gewinne mehr mit ihren Häusern erwirtschaften werden und ab 2005 gekaufte Immobilien werden auf Dauer Verluste bringen. Russo kritisiert den Aufbau der Welt auf Pump, wobei Privatschuldner, Unternehmen und die Staaten gleichermaßen beteiligt sind. Steigende Gewinne bei Aktien und Anleihen, höhere Immobilien- und Rohstoffpreise, die Kriege in der Welt und steigende Staatsschulden sind eine Entwicklung, die auf Dauer nicht funktionieren kann. Die Welt wurde nach Russo auf einem System von Illusionen aufgebaut und es findet sich keiner, der diese Entwicklung bremst.
In diesem Aufsatz stellt Joseph Russo abschließend die philosophischen Fragen, wer hier wen zum Narren hält und wen diese Entwicklung etwas kümmert? Seine Antwort darauf ist “niemand”! Es kümmert sich niemand solange darum, solange es für den Einzelnen nicht schmerzhaft ist. Solange das System bei allen vorhandenen Schulden seinen Bürgern das Gefühl des Reichtums gibt, verkauft es sich selbst und niemand tut etwas dagegen.
Die Meinung der Redaktion:
Die Gedanken zur Goldpreisentwicklung von Joseph Russo sind hinsichtlich der Begründungen für den Goldpreisanstieg zwar faktisch nicht nachprüfbar, weil sie ohne Termin abgegeben wurden, aber seine Betrachtungen sind mindestens im Bereich der Gold Analysten ungewöhnlich und wie wir meinen bemerkenswert.
Was meine Sie zur Theorie Russos?
Bricht unser auf Illusionen aufgebautes System der Schuldenmacherei irgendwann zusammen? Haben wir diesen Zeitpunkt schon bald erreicht? Wir freuen uns auf Ihre Meinung.
Dennis van Ek
Dennis van Ek ist Chef bei Mercer in Amsterdam. Mercer ist eine international anerkannte Finanzberatungsgesellschaft. In einem Bericht vom 28. November 2008 kann man lesen, dass van Ek den Goldpreis im Jahr 2015 bei
9.000 US-Dollar je Feinunze sieht.
Immerhin gibt Dennis van Ek für seine Goldpreisprognose ein Datum an. Wir haben das nachprüfbare Datum 2015 zwar noch nicht erreicht, aber man kann sich vielleicht in drei Jahren noch an seine Gold Prognose erinnern. In seiner Stellungnahme ermuntert er die niederländischen Pensionsfonds zu Kauf von physischem Gold und begründet diese Empfehlung mit einer spektakulären Goldpreisentwicklung in den nächsten Jahren. Van Ek sieht im Gold die Versicherung gegen den Verfall der Währungen in der Welt. Er erklärte weiter, dass die Menschen, die nicht an das Gold als Teil eines modernen Geldsystems glauben, völlig falsch liegen. Der Meinung, dass nur noch digitales, also virtuelles Geld zu einem modernen Geldsystem gehört, erteilte er eine Absage.
Van Ek hatte von einer Gold Beimischung im Depot von drei bis fünf Prozent für jedes Portfolio gesprochen, weil beim Goldpreis viel Raum für eine Bewegung nach oben besteht. Wenn alle im November 2008 auf van Ek gehört hätten, wäre diese Annahme Wirklichkeit geworden, egal ob die 9.000 Dollar erreicht werden, oder nicht.
Vahid Fathi
Der Rohstoff-Industrie-Analyst Vahid Fathi vom Marktforschungsunternehmen Morningstar widersprach Dennis van Ek damals kräftig. Wie falsch dieser Gold Analyst gelegen hat, beweisen die Zahlen seit dem November 2008.