Wie kann das sein, ein Rückgang der Goldnachfrage trotz Krisen? In sämtlichen Schlagzeilen hört, sieht bzw. liest man nur über die unsichere Situation in Israel, der Ukraine, im Irak und über Sanktionen gegen Russland mit den damit verbundenen Geschäftseinbußen. Eigentlich müsste der Goldpreis und die Goldnachrage angesichts der täglichen Schreckensnachrichten doch kräftig nach oben gehen. Warum ist die weltweite Goldnachfrage lt. World Gold Council im Vergleich zum zweiten Quartal 2013 im zweiten Quartal 2014 gesunken? Eine Analyse der Umstände kann helfen die Aktuelle Situation am Goldmarkt zu verstehen.
Schauen wir uns die Nachfrageseite an. Die weltweite Nachfrage nach Gold belief sich im zweiten Quartal 2014 auf 963,8 Tonnen, was einen Rückgang um 16 % im Vergleich zum Vorjahr mit einer Goldnachfrage im zweiten Quartal 2013 von 1.148,3 Tonnen bedeutet.
Grob aufgeschlüsselt nach Branchen verteilt sich die Goldnachfrage folgendermaßen:
Treibender Faktor in puncto physischem Gold ist und bleibt die Schmuckindustrie. Dieser Sektor nimmt mehr als die Hälfte der gesamten Goldnachfrage (509,6 Tonnen im Q2 2014) ein. Zur Vergleichsperiode (Q2 2013: 726,7 Tonnen) sank die Nachfrage somit um 30 %. Trotz der starken Einbrüche darf nicht vergessen werden, dass gerade der Schmucksektor für den 2009 startenden Aufwärtstrend maßgeblich verantwortlich war. Die langen Wahlen sowie Beschränkungen dämpften in Indien, einem der wichtigsten Märkte für physisches Gold, die Käufe sehr.
Erstaunlich ist auch der große Rückgang von 56 % bei Goldbarren und Goldmünzen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2013 wurden im zweiten Quartal noch 627,9 Tonnen Gold abgesetzt. Das zweite Quartal 2014 sieht mit ganzen 275,3 Tonnen Gold schon richtig traurig aus.
Einen Anstieg der Goldnachfrage hat es bei den Zentralbanken gegeben. Gründe sind hier mitunter die anhaltende Unsicherheit in der Ukraine, Israel und dem Irak sowie eine Diversifizierungsstrategie weg vom US-Dollar. Die Nettoeinkäufe (Q2 2014: 117,8 Tonnen) gingen um 28 % Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode (Q2 2013: 92,1 Tonnen) nach oben. Die russische Notenbank war mit 54 Tonnen der größte Goldeinkäufer in dieser Sparte. Durch die massiven Zukäufe kletterte Russland im Ranking von Platz 7 an der Schweiz und China vorbei auf Platz 5.
Die 10 größten Goldreserven halten lt. World Gold Council (Stand August 2014) folgende Länder:
Trotz zahlreicher politischer und wirtschaftlicher Krisenherde konnte nicht an den Goldhype 2013 angeknüpft werden. Fast nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn hat das Interesse an Gold bei privaten und institutionellen Anlegern stark nachgelassen. Investoren sind unsicher in welche Richtung sich der Goldkurs bewegen wird. Medien berichten nicht mehr täglich von drohenden Staatspleiten und neuen Rekorden in der Goldpreisentwicklung. Bislang ist die Welt also wieder in Ordnung. Warten wir also auf die Prophezeiung einer neuen Apokalypse – vielleicht bewegt sich der der Goldkurs dann!
Quelle: