Der Schock sitzt tief in Italien. Standard & Poor’s stufte unerwartet die drittgrößte europäische Volkswirtschaft auf der Appeninhalbinsel in der Bonität um eine Stufe herab. Jetzt steht Italien nur noch beim Rating A und wird dringend benötigte Kredite ab sofort nur noch gegen einen höheren Zinssatz bekommen, der höchstwahrscheinlich um die 6% liegen wird. Man hatte in der Fachwelt eher an die Ratingagentur Moody’s gedacht, die sich derzeit auch mit Italien befasst, aber vor etwa einer Woche mitgeteilt hatte, dass man noch ungefähr vier Wochen für eine Entscheidung braucht. Diese Entscheidung hat S&P jetzt unerwartet in einer “Nacht-und-Nebel-Aktion” vorweg genommen.
Erst Rettung der Griechen und dann Rettung der Italiener?
Noch vor einer Woche war die italienische Regierung von der EU für das im Parlament verabschiedete Sparpaket von ca. 54 Milliarden EURO gelobt worden und alle führenden EU-Politiker sahen Italien nicht am Abgrund. Diese Herabstufung bringt erneut Unsicherheit in die EU und wird die Entscheidung über die Erhöhung des Rettungsschirms für die Abgeordneten des Deutschen Bundestages nicht einfacher machen. Für Italien reicht natürlich auch das größere 780 Milliarden EURO – Paket der EU nicht und die Abgeordneten müssen sich fragen, ob derjenige, der Griechenland rettet, demnächst auch Italien retten muss. Vielleicht ist die Idee von Philipp Rösler doch endlich einmal ernsthaft über einen Schuldenschnitt und eine geordnete Insolvenz der Griechen nachzudenken doch nicht so falsch?
Wie seriös sind die Urteile der Ratingagenturen?
Silvio Berlusconi kritisiert die Herabstufung seines Landes scharf und spricht von “politischen Erwägungen”. In der Tat kann man diese Entscheidung nicht richtig einordnen. Italien steht bei etwa 120% Verschuldungsrate am BIP gemessen. Bereits über 10 Jahre liegt die Verschuldung in Italien schon über 100% BIP. In den Jahren von 2005 bis 2010 war die durchschnittliche Verschuldungsrate 109,6% und im Jahr 2010 standen die Italiener bei 119%. Was hat sich jetzt in Italien so dramatisch verändert, dass diese Herabstufung in der Krise vorgenommen werden musste? Die schwache Begründung der US-Ratingagentur basiert auf einer Konjunkturprognose für 2011 bis 2014, die das Wachstum der italienischen Wirtschaft nicht bei 1,3%, sondern “nur” bei 0,7% sieht und auf der Vermutung, dass die Regierung Berlusconi innerhalb des Parlaments nur eingeschränkt handeln kann. Haben die Analysten von S&P die Vertrauensfrage und die Abstimmung über das Sparpaket in der letzten Woche verschlafen? Hat Berlusconi mit dem politisch motivierten Rating recht? Fest steht auf jeden Fall, dass diese Herabstufung die Goldpreisentwicklung erneut beflügeln wird.