Das russische Finanzsystem kollabierte 1920 gezeichnet von den Folgen der Oktoberrevolution von 1917 und des Bürgerkrieges von 1918-1920. Die Bolschewiken fingen gerade erst an ihr vollständige Macht auf dem Territorium des ehemaligen russischen Imperiums auszuüben. Gewissenlose Spekulationen und ein Angebotsdefizit an Gütern waren für eine galoppierende Inflation verantwortlich. Die Sowjetunion benötigte ein stabiles Finanzsystem, wofür eine Stabilisierung des Rubels notwendig war. Dank der Geldreform von 1922-1924 hat das Finanzsystem seine Positionen bedeutend gestärkt. Um die Inflation vollständig zu besiegen hat die Regierung im Jahr 1922 einen Beschluss zur Erschaffung einer stabilen sowjetischen Währung gefasst. Zu dieser Valuta wurde der goldene Tscherwonez.
Die goldenen Tscherwonzen wurden hauptsächlich bei Auslandszahlungen genutzt, kamen aber nicht in den breiten Umlauf.
Von Ende 1922 bis Mai 1923 war die Kaufkraft der russischen Goldmünze sehr hoch. Eine breite Einführung des Tscherwonez in das Finanzsystem führte dazu, dass dieser ab Oktober 1923 als Maßeinheit für alle Währungen und Waren wurde und eine hohe Bedeutung für den Geldverkehr bis zur eigentlichen Geldreform erlangte.
Der Goldmünzen-Standard hielt nicht lange in der Sowjetunion. Nach 1925 geriet der goldene Tscherwonez, „Der Säer“, allmählich aus dem Umlauf. In den meisten kapitalistischen Ländern fand nämlich bereits der Prozess des Übergangs zu anderen Formen des Goldstandards, zu Goldbarren und Golddevisen, statt.
Von 1975 bis 1982 wurden dieselben goldenen Tscherwonzen mit den gleichen Stempeln (insgesamt 6565000 Exemplare) geprägt. Die Goldmünzen waren jedoch auf dem Territorium der Sowjetunion kein rechtmäßiges Zahlungsmittel. Sie wurden an ausländische Touristen während der Olympischen Spiele 1980 in Moskau verkauft und bei Außenhandelsoperationen genutzt.
Seit 1996 werden die Reste der „olympischen Tscherwonzen“ durch die Zentralbank als Anlagemünzen verkauft, und nach einer Entscheidung der Zentralbank im Jahr 2001 werden sie als rechtmäßiges Zahlungsmittel auf dem Territorium der Russischen Föderation genutzt.
Der 10 Rubel Tscherwonez wurde von A. F. Wasiutynski (А. Ф. Васютинский), dem Hauptmünzmeister, der Prägeanstalt entworfen. Die Prägungen erfolgten in der Moskauer Prägeanstalt (Московский монетный двор (ММД)) und der Leningrader Prägeanstalt (Ленинградский монетный двор (ЛМД)). Als Vorlage für den Bauer auf der Bildseite der 10 Rubel Goldmünze diente vermutlich die Skulptur – „Der Säer“ – von I. D. Schadr (И. Д. Шадр), welche in der Tretjakowskaja Galerie, Moskau ausgestellt ist. „Der Säer“ ist „ein ganzes Symbol des kompletten säenden Bauerntums“, gefüllt mit Seelenkraft, stiller Weisheit und unbiegsamen Willen.
Nennwert | Feinheit | Gewicht | Mindestanteil | Durchmesser | Dicke |
10 Rubel | 900/1000 | 8,603 g(+- 0,08) | 7,742 g | 22,60 mm(+10 -0,15) | 1,70 mm(+0,05 -0,15) |
Der goldene Tscherwonez besitzt eine Kupferlegierung um die Kratzfestigkeit zu erhöhen.
Als zentrales Motiv ist im Vordergrund ein Bauer beim Sähen auf einem Feld dargestellt. Dabei verteilt er das Saatgut mit seiner rechten Hand. Der Saatgutbehälter wird mit der linken Hand und einem um die rechte Schulter verlaufendem Stofftuch gehalten. Rechts im Hintergrund sind Fabriken mit rauchenden Schloten abgebildet. Im linken Hintergrund befindet sich ein Pflug. Zwischen dem Pflug und dem Arm des Säers sieht man die aufgehende Sonne. Dadurch, dass die obere Hälfte der russischen Goldmünze glatt poliert ist, kommt die Morgendämmerung perfekt zur Geltung. Der Nennwert der Goldmünze, „ОДИН ЧЕРВОНЕЦ“ („ein Tscherwonez“), steht im Halbkreis über dem Kopf. Unten links findet man das Prägejahr.
Ein von Weizenähren umrahmter Schild mit Hammer und Sichel und Sonnenstrahlen im Hintergrund befindet sich im Zentrum der Bildseite der Goldmünze. Es handelt sich dabei um das Staatssymbol der RSFSR. Direkt unterm Schild ist РСФСР (RSFSR = Russische Sozialistische Föderalistische Sowjetrepublik) zu lesen. Im Halbkreis über dem Wappen steht folgendes: „ПРОЛЕТАРИИ ВСЕХ СТРАН, СОЕДИНЯЙТЕСЬ!“ („Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“).
Die Randinschrift der 10 Rubel Goldmünze lautet: „1 ЗОЛОТНИК 78,24 ДОЛИ ЧИСТОГО ЗОЛОТА“ (1 Zolotnik 78,24 Anteil reines Gold)
Neben dem „Heiligen Georg“ ist die 10 Rubel Goldmünze ein sehr interessantes Objekt für Sammler. Russische Goldmünzen stellen im deutschen Sprachraum immer noch eine Besonderheit dar und sind mitunter nicht überall problemlos erhältlich.