Von Silvio Berlusconi zu Mario Monti!

admin | Montag, 14. November 2011 - 10:45

Nach dem Rücktritt von Silvio Berlusconi sah man Bilder aus Rom, die an einen Sieg der Azzurri bei der Fußball-Weltmeisterschaft erinnerten. Als Zuschauer konnte man den Eindruck haben, dass niemand in Italien den Cavaliere bisher gewählt hatte und die vier Regierungen unter Berlusconi seit seinem ersten Sieg 1994 von einer kleinen Minderheit gestellt worden waren. Der heute 75jährige Gründer der Partei Forza Italia (später Popolo della Libertà) war Ministerpräsident auf der Appeninhalbinsel von 1994-1995, von 2001-2006 und zuletzt von 2008-2011. Selbstverständlich hat Silvio Berlusconi Italien gespalten, so wie das in allen Ländern der Fall ist, in dem sich große politische Blöcke gegenüberstehen. Selbstverständlich hat auch Berlusconi Steuergeschenke vor den Wahlen verteilt, so wie das leider auch in anderen europäischen Staaten und in der übrigen Welt der Fall ist. Ihn jetzt zum politischen Sündenbock zu machen ist sicher nicht ganz fair. Menschlich sieht das vielleicht etwas anders aus, denn seine lockeren Sprüche, seine “nicht stilsichere Art”, die Gerichtsverfahren, die wegen diverser Anschuldigungen immer wieder gegen ihn liefen und nicht zuletzt seine Eskapaden mit (sehr) jungen Frauen haben keinen sehr seriösen Eindruck hinterlassen und nicht das Bild von Italien in die Welt geschickt, dass sich die Mehrheit gewünscht hätte.

Woher kommen die Milliarden Berlusconis?

Der manchmal etwas “kleinkariert und verspielt” wirkende Italiener soll ein Vermögen besitzen, das im Bereich von etwa 5,5 bis 6 Milliarden Euro liegt. Von einem nennenswerten Erbe kann man in seinem Lebenslauf nichts erkennen. Berlusconi machte 1954 das Abitur und studierte anschließend Jura. Sein Studium, das er mit einer prämierten Diplomarbeit abschließen konnte, finanzierte der lebenslustige kleine Mann durch seine Tätigkeiten als Immobilienmakler, Staubsaugervertreter und Klavierspieler in Bars und auf Kreuzfahrtschiffen. Seine berufliche Laufbahn begann in der Bau- und Immobilienbranche mit der Gründung eines ersten Unternehmens im Jahr 1963. Den Schritt in die Medienindustrie ging Berlusconi bereits 1972 mit der Gründung eines kleinen regionalen Fernsehsenders und der Durchbruch gelang 1982 mit dem Kauf des Senders Italia 1. Daraus entwickelte sich ein Imperium aus Fernsehsendern (z.B. Mediaset SpA), Film- und Kinogeschäften, Aktivitäten im Verlagsgeschäft, Versicherungen, Direktbanking und dem Fußballclub AC Milan mit inzwischen etwa 6,15 Milliarden Euro Umsatz und über 19.000 Beschäftigten. Die Anteile an den verschiedenen Unternehmen werden in der Holding Fininvest SpA zusammengeführt, die Berlusconi zu 63,3% gehört und die restlichen Anteile liegen bei seinen insgesamt fünf Kindern aus zwei Ehen.

Wie schwer wird es eine Übergangregierung in Italien haben?

Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte jetzt die Aufgabe einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten vorzuschlagen, der in einer Übergangsregierung Italien den EU-Sparkurs durchsetzt. Er hat sich für Mario Monti entschieden, der Italien wieder “auf Kurs” bringen soll. Die Alternative wären Neuwahlen gewesen, die Napolitano ausgeschlossen hat und im Moment in Italien wahrscheinlich auch die Mehrheit nicht für eine adäquate Maßnahme zur Krisenbewältigung hält. Die große Frage der italienischen Medien ist jetzt, ob sich Silvio Berlusconi aus der Politik zurückzieht und sich um seine Unternehmen kümmert, die durch die politischen Unruhen etwas in Schieflage geraten sind. Wird sich Berlusconi jetzt vor mehreren Gerichten verantworten müssen und wird er sogar um eine Inhaftierung nicht herumkommen? Bleibt er Abgeordneter oder Senator, um sich weiterhin einen Teil seiner Immunität zu erhalten, damit er den Gerichten entkommt? Meidet Berlusconi möglicherweise die Öffentlichkeit, geht mit 75 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand und bleibt in seiner Villa auf Sardinien? Alles, was mit Ruhestand zu tun hat, glauben die meisten Italiener nicht und die aktuellsten Äußerungen Berlusconis zeigen, dass er weiter in der Politik mitmischen möchte. Man geht in Italien davon aus, dass Silvio Berlusconi versucht eine Teilimmunität durch die Politik weiterhin zu behalten und jetzt seine Medienmacht ausspielt, um die Regierenden im Fernsehen und in verschiedenen Printmedien unter Druck zu setzen.

Mario Monti wurde von Napolitano zum Nachfolger ernannt!

Der frühere EU-Kommissar, Professor und Rektor der Bocconi-Universität in Mailand, Mario Monti, soll die Nachfolge Berlusconis antreten und wurde mit einer Regierungsbildung beauftragt. Man darf gespannt sein, wie eine Regierung aussehen muss, die von der Berlusconi-Truppe akzeptiert wird. Monti will die wichtigsten Ministerien nicht mit “Parteisoldaten”, sondern ausschließlich mit Fachleuten besetzen. Der parteilose Monti gilt als Wirtschaftsexperte und sein Auftreten ist genau das Gegenteil von Berlusconi. Der Gedanke an Bunga-Bunga ist sehr weit weg, wenn man sich mit Monti befasst und seine Souveränität, sein Stil und die weltmännische Ausstrahlung tragen dazu bei, dass der seinerzeit durch Berlusconi als EU-Kommissar nominierte 68jährige Wissenschaftler auch vor großen Namen und Weltkonzernen keinen Respekt hat. Mario Monti hatte 2004 Berlusconis Angebot abgelehnt Wirtschafts- und Finanzminister zu werden und soll jetzt Italien aus einer schweren Krise führen. Bisher hatte Monti stets die fehlenden Wachstumsimpulse in Italien kritisiert und er hat jetzt die Gelegenheit seine Ideen der Öffentlichkeit in Italien und der EU zu präsentieren. An Mario Montis Äußerungen ist erkennbar, dass er Italien in Europa glaubhaft und seriös vertreten möchte und den Partnern in der Eurozone seine Sparziele ernsthafter vermitteln will, als es Berlusconi zuletzt getan hatte.

Welche Auswirkungen hat die Wahl Montis auf die Märkte?

Das Rating AA- für Italien wird auch Monti nicht in kurzer Zeit verändern können und er kann nur hoffen, dass ihm die Rating-Agenturen mit einer weiteren Senkung der Bonität nicht alle Bemühungen zerstören. Es ist damit zu rechnen, dass bei einer stabilen Regierung und keiner Herabstufung durch die Ratingagenturen der Zinssatz für italienische Staatsanleihen wieder etwas zurückgeht. Die Zinsen waren in der vorigen Woche bis zu 7,5% nach oben geschnellt und hatten sich zum Wochenende wieder etwas reduziert. Trotzdem gelten 7% als eine sehr kritische Marke für Staatsanleihen, bei denen sich beispielsweise Portugal und Irland unter den Euro-Rettungsschirm begeben mussten. Monti muss schnell und überzeugend handeln damit das Land keinen Kollaps erleidet. Die Stabilität und Seriosität einer Übergangsregierung in Italien muss sehr schnell Wirkung an den Märkten zeigen, damit die italienischen Staatsanleihen nicht das Spielzeug der Zocker werden. Für Italien werden in den nächsten fünf Monaten Staatsanleihen fällig, die ein Volumen von etwa 200 Milliarden Euro haben und durch neue Staatsanleihen abgelöst werden müssen. Der Zinssatz, der für diese neuen Kredite bezahlt werden muss, ist eine entscheidende Hürde für die Entwicklung in der drittgrößten Volkswirtschaft in der EU.

Wie entwickelt sich im Umfeld der Italienkrise der Goldpreis?

Wenn eine Übergangsregierung in Italien mit Monti an Vertrauen gewonnen hat, werden sich die Märkte wieder beruhigen und sich die Indizes nach oben entwickeln. Die Börsen hatten sich zum Wochenende bereits wieder etwas freundlicher gezeigt, was sich möglicherweise etwas verlangsamend auf die Goldpreisentwicklung auswirken könnte. Trotzdem sehen die meisten Analysten den Goldpreis noch immer im Aufwärtstrend. Die Konjunkturpakete in den USA mit Zinsen Nahe dem Nullpunkt und die Zinssenkung der EZB tragen dazu bei, dass die Opportunitätskosten für den Goldbesitz begrenzt sind und der steigende Goldpreis dazu führen wird, dass sich physisches Gold in den Depots weiter erhöht. Dazu wird die Nachfrage nach Goldbarren in China und Indien – wie bisher – den Goldpreis stützen und nur eine Konjunkturabschwächung in China könnte ein kleiner Dämpfer für den Goldpreis sein. Das einzige Risiko, was den Höhenflug des Goldpreises außerdem im Moment begrenzen könnte, ist die Schuldenkrise in Griechenland, Portugal, Irland und vor allem in Italien. Wenn diese Länder aus der Not heraus ihre Goldreserven verkaufen würden, käme es zu einem kurzfristigen Preisnachlass für Gold. Im Moment ist allerdings davon auszugehen, dass die von der Schuldenkrise betroffenen Länder das Gold nicht auf den Markt bringen, sondern – wenn überhaupt -  im Zweifel bei den Gläubigern als Sicherheit hinterlegen müssen, was den Goldpreis nicht beeinflussen kann.

 

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